Seit etwa 10.000 Jahren wird Getreide als Nahrungsmittel genutzt. Damals wurden wildwachsende Getreidearten mit Mörsern zerkleinert. Die ältesten Reibsteinmühlen (3. Jahrtausend v. Chr.) sind aus Ägypten bekannt. Die ersten Windmühlen stammen vermutlich aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. und die „Mühle am rauschenden Bach“ gibt es nach der Überlieferung seit 500 vor Christus. Auch heute noch nutzen die meisten Mühlen die Wasserkraft mit modernsten Turbinenanlagen. Die restliche Energie wird aus dem öffentlichen Stromnetz bezogen. Somit zählen Mühlen zu den umweltfreundlichsten Betrieben.
Der heutige „Müller“ ist kein staubiger Schwerarbeiter mehr, sondern ein qualifizierter Facharbeiter, der sich beim nachstehend erläuterten Vermahlungsablauf, im manuellen, mechanischen, elektronischen und analytischen Bereich der gesamten Produktion auskennen muss. Das mit LKW angelieferte Getreide wird im Labor auf Schädigungen und Qualität untersucht. Dies ist von großer Bedeutung, denn nur die besten Weizen- und Roggensorten ergeben gut backfähige Schrote und Mehle!
Durch Bestimmung der Qualitätsmerkmale im Mühlenlabor wird eine sorgfältige Auswahl der Getreidepartien getroffen. Es wird die optimale Kornfeuchtigkeit für die Lagerung im Silo, aber auch für die Vermahlung (leichtere Trennung von Schale und Mehlkörper), des Getreides festgestellt. Um die Backfähigkeit zu ermitteln, wird die Kleber (=Eiweiß) -menge und -qualität festgestellt. Auch Teigtests für Dehn- und Reißfestigkeit, sowie Knetwiderstandsmessungen werden durchgeführt. Die Wasseraufnahme der Stärke (Verkleisterung), sowie die Enzymaktivität (Maltosegehalt, Fallzahl) werden analysiert.
Das Ziel der Müllerei ist es, die Kornbestandteile Schale, Keimling und Mehlkörper voneinander zu trennen, da nach wie vor helle Mehle für feine Backwaren, sowie Schrote für Vollkornprodukte benötigt werden. Der Keimling wird weitgehend entfernt, da er Öl enthält und die Lagerfähigkeit der Mehle empfindlich beeinträchtigen würde. Durch den komplizierten Aufbau des Getreidekornes, ergeben sich zahlreiche Arbeitsgänge. Sauberste Reinigung ist maßgebend für gute Lagerfähigkeit, sowie hygienische und geschmackliche Qualität der späteren Mahlprodukte. In der Getreidereinigung werden fremde Bestandteile (Staub, Spreu, Steine, Unkrautsamen, Schrumpfkorn, Eisenteile, Ungeziefer, Mais, Erbsen usw.), durch hintereinander angeordnete Sieb- und Sortiermaschinen sowie Saugluft und starke Magnete entfernt.
Im sogenannten Trieur (Trommeln mit vielen Ausbuchtungen) werden jene Bestandteile ausgelesen, die grösser oder kleiner als das Weizen- oder Roggenkorn sind ( z.T. giftige Unkrautsamen oder Mutterkorn, Hafer, Mais usw). Die äußeren, meist unreinen Randschichten des Kornes werden durch Schäl-, Scheuer- oder Bürstmaschinen entfernt. Danach wird das Getreide genetzt, das heißt: eine elektronisch dosierte Wassermenge wird gleichmäßig auf die äußere Schale aufgebracht, um diese elastisch zu machen. Dadurch erfolgt eine leichtere Trennung von Mehlkörper und Schale während der Vermahlung. Diese erfolgt in Walzenstühlen mit zwei parallel angeordneten Stahlwalzen (sind hygienischer und präziser als Mahlsteine).
Diese Walzen sind unterschiedlich tief geriffelt (Längsrillen) und drehen sich gegeneinander. Dadurch wird das Getreidekorn im Mahlspalt schonend aufgebrochen und der Mehlkern von der Schale gelöst und zermahlen. Das so anfallende Mahlgut, bestehend aus Schalenteilen und verschieden großen Mehlkörperteilchen (Griesse, Dunste und Mehle), wird mittels Saugluft über eigene Rohrleitungen auf sogenannte Plansichter (Siebmaschinen) geführt.
Diese großen, kreisförmig schwingenden Kästen, beinhalten übereinandergestapelte Siebe mit unterschiedlicher Maschenweite. Darin wird das Mahlgut in grobe (Schrote), mittlere (Griesse) und feine (Dunste) Zwischenprodukte sortiert und der weiteren Vermahlung (entsprechend grobe oder feine Walzen) zugeführt. Die herausgesiebten feinen Mehle werden in eigenen Silos gelagert.
Dieser Kreislauf wird so lange fortgesetzt, bis die Schale (Kleie) mit möglichst wenig anhaftenden Mehlteilchen übrigbleibt. Die herausgemahlenen Griesse bzw. Mehle werden vom Müller je nach Kundenanforderung zu Endprodukten gemischt: Kochmehle, Bäckermehle, Spezialmehle usw.
Im Unterschied zu diversen Mühlen im Haushalt, wird durch unsere schonende Vermahlung eine Erwärmung durch Reibungsenergie vermieden. Nur dadurch kann die Qualität und Gleichmässigkeit unserer Mehle erreicht werden. Im Laboratorium wird die gesamte Produktpalette regelmäßig auf Hygiene und Qualität überpüft. Die Typenzahl der Mehle (z.B. T 480) ergibt sich aus dem Verbrennungsrückstand von 100 g des Mahlproduktes. Diese Asche besteht aus den unbrennbaren mineralischen Bestandteilen des Kornes, welche sich vorwiegend in der Schale befinden.z.B.: Von 100 g Mehl bleiben nach Verbrennung bei 900° C noch 0,480 g Asche = Type 480.
Hellere Mehle haben zwar weniger Schalenteile, dafür sind sie aber wesentlich leichter verdaulich und backfähiger als dunkle Sorten. Trotzdem hat eine Semmel mehr Ballaststoffe als ein Apfel! Ernährungswissenschafter fordern für eine gesunde Ernährung einen Anteil von 30% Getreideprodukten, da deren langkettige Kohlehydrate als wertvoller Energielieferant, sowie die Mineral- und Ballaststoffe, das Eiweiß und der hohe Vitamin B-Gehalt immens wichtig für eine vollwertige Ernährung sind.
Unsere Mahlerzeugnisse sind garantiert naturbelassen und frei von chemischen Zusätzen. Lediglich bei Bäckermehl wird zwecks besserer Teigverarbeitungseigenschaften und Ausgleich von Ernteschwankungen, ein verschwindend geringer Anteil (~1g auf 100 000 g Mehl) reinstes Vitamin C (= L-Ascorbinsäure = E-300) beigemengt.
Vom Mehlsilo aus werden die Mehle über Siebmaschinen zu den einzelnen Verpackungsanlagen befördert und in unterschiedliche Gebinde abgefüllt. In der Kleinpackung werden die Haushaltsmehle in 1 kg Packungen, mit einer elektronisch gesteuerten Verpackungsanlage, hygienisch abgesackt und verschlossen. Die 10 und 30 kg Ventilsäcke werden mit modernsten Absackmaschinen gefüllt und ebenfalls hygienisch verschlossen. Größere Mehl verarbeitende Betriebe werden mittels Tankwagen beliefert. Die Loseverladung erfolgt direkt aus den Mehlsilos über ein Fördersystem in den Tankwagen. Beim Bäcker wird das Mehl dann über ein Schlauchsystem, mittels reinster Luft (ohne Staubentwickung für die Umwelt) in die Bäckereisilos geblasen.
Danke für Ihr Interesse und gutes Gelingen mit unseren Produkten!
Mit freundlichem Müllergruss: „GLÜCK ZU“
Ihre Glanzer Mühle GmbH